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Schon seit Stunden stand ich nun hier und wartete auf meinen Mann. Etwas anderes kam mir auch nicht in den Sinn. Ich konnte nicht sagen, dass ich abgeneigt davon gewesen wäre, Corin rufen zu lassen. Doch hatte sie meine Anwesenheit schon am Morgen beehrt. Es würde meinem Gemahl nicht gefallen, wenn er es zu Ohren bekommen würde. Und das würde er.
Langsam strich ich über das schwere Holz des Flügels, ehe ich auf dem samtbezogenem Hocker Platz nahm. Meine Finger legte ich auf die elfenbeinenen Tasten. Sie war leicht gelblich und hoben sich sehr von den nachtschwarzen Ebenholztasten ab. Ohne sie anzuschlagen, glitten meine Finger darüber. Dann schloss ich den Deckel, kopfschüttelnd. Warum lagen auch die Tasten so offen herum? Meine Hände legte ich gefaltet auf dem warmen Holz ab. Es war um ein vieles wärmer als meine Haut. Wahrscheinlich lag dies auch einfach daran, dass dieser Raum durch die Tagessonne aufgeheizt war. Mein Blick ging aus dem Fenster hinaus und stumm wartete ich. Wie immer in diesem goldenen Käfig.


Ein paar Stunden, die ich mal wieder im Thronsaal verweilte und meinen Pflichten nachging, verstrichen doch um so manches schneller als man ahnen konnte. Also ging ich mit meinem rabenschwarzen, mit gold und rot geschmückten Verzierungen so leise durch die Gänge als würde ich schweben. Rechts und links neben mir sah ich manchmal ein paar Wachen, die ich dort positioniert hatte um das Schloss nicht nur von außen, sondern auch von innen sicher zu halten. Meine Füße trugen mich zu dem Bereich,in dem meine liebste Sulpicia, mein Weib, auf mich warten würde und als ich unseren privaten Abteil der Meister betrat, ließ ich meine Sinne etwas forschen. Nur ein kleines Geräusch, eine nur leicht duftende, frische Fährte, führte mich zu meiner geliebten Frau. Ein paar Sekunden später also, schob ich mit beiden armen die dicken Holzflügeltüren vor mir auf und trat in den Klaviersalon ein. Ich blieb am Eingang stehen, gerade so, dass die Türen wieder hinter mir ins Schloss fallen konnten und sah auf meine Frau. "Guten Abend, Geliebte", sagte ich, während mein Blick kurz auf das Fenster und somit untergehende Sonne fiel. Wieder zu Sulpicia gewandt, näherte ich mir ein paar Schritte und strich ihr abwechselnd liebevoll einmal kurz über das Haar. Ansonsten sagte ich erst mal gar nichts, wollte ihre Stimmung erahnen und mich der stille, die uns hier umgab, hingeben.
Währenddessen ließ ich meinen Blick etwas im Raum schweifen. Ich kannte natürlich das ganze Schloss, außer die persönliche Einrichtung im Zimmer der Wachen, in und Auswendig, doch besah ich mich auch noch nach Hunderten von Jahren gerne den schon überaus alten Holzmöbeln. Sie stammten aus verschiedenen Epochen, manche neuer (also nur ein paar wenige Jahrhunderte alt), manche hingegen ein Urgestein, aus meiner Zeit und noch älter. Wenn man diesen Wert, alleinig von diesem Zimmer, berechnen würde - könnten viele arme Familien damit reicher als die meisten Menschen auf dieser Welt werden.

Immer lauter werdende Schritte näherten sich dem Raum. Entweder kam eine Wache oder mein Liebster. Jedoch schloss ich eine Wache schnell aus, da sich eine Wache niemals mit solch einer Selbstsicherheit in diesem Teil des Schlosses bewegen würde.
Die Geräusch der Türen bestätigten es mir, dass ich recht in meiner Annahme hatte. Niemals würde eine Wache so schwungvoll und ohne anzuklopfen eintreten. Das letzte Indiz dafür, dass es nur mein Mann sein konnte, war der Geruch, der sich in dem Raum ausbreitete. Es war unverwechselbar der meines Herrschers. Jedoch macht ich keine Anstalten, mich irgendwie zu bewegen. Meine Augen hingen starr an dem sich färbenden Himmel. Aro kam mir näher und ich spürte seine Berührung. Für einen kleinen Moment lang schloss ich die Augen, ehe ich sie wieder öffnete. "Du hast dich heute kaum blicken lassen...", sprach ich ohne eine emotionale Regung aus.


Ich neigte leicht den Kopf und sah somit auf Sulpicia nieder. Ihre Worte waren zwar ohne jegliche Emotion, jedoch konnte ich mir gut denken, was sich dahinter verbarg. "Ich weiß meine Liebste", sagte ich, ehe ich mit einer kurzen Pause fortfuhr: "Arbeit, Anliegen, die nicht warten können und nur von mir befohlen und bearbeitet werden müssen", ich nahm meine Hand von ihrem Kopf. "Du weißt ja, wie es ist", ich sprach zwar in einem ruhigen Tonfall, doch keinesfalls mit Reue oder einem Hauch von Entschuldigung. Es sollte keine Rechtfertigung sein, einzig und alleine eine Erklärung, denn nie würde ich mich für meine Macht entschuldigen. Dennoch sagte ich leise: "Aber jetzt bin ich da", was so viel bedeuten sollte wie: Lass uns keine Zeit verschwenden, sondern die Zeit, die wir miteinander haben, nutzen. Mit ein paar Schritten zur Seite, stand ich hinter meiner Frau und beugte mich ein wenig nach vorne, um den Deckel über den Tasten zu öffnen. Dabei hauchte ich ihr ins Ohr: "Hast du gespielt?", falls ja, musste es schon ein Weilchen her sein, denn davon hatte ich rein gar nichts gehört und bei unseren Ohren konnten wir die Töne trotz der dicken Wände auf weiter Entfernung hören.
Ich ließ meine Finger eine Weile über die Tasten gleiten, bis ich ein paar Töne in einer wunderschönen und alten Melodie runterspielte. Dennoch eröffnete ich kein ganzes Stück, dafür stand ich falsch, aber es erfreute mich den Klang solch einfacher, doch wunderschönen Töne zu hören.
Man konnte mir deutlich anmerken, dass meine Stimmung heute ausgezeichnet war - denn nichts, was heute im Thronsaal vor sich gegangen war, hatte mein Gemüt so stark erhitzt, dass ich jetzt noch darüber nachdachte. Und das hatte Auswirkungen auf die Behandlung meiner Frau. Ich richtete mich wieder normal auf und ließ meine zarten, aber starken Hände auf die Schultern meiner Frau gleiten und verweilen.

Dass sein Blick auf mir lag, spürte ich und sah dennoch nicht zu ihm auf. Seine Arbeit. Dies stand schon immer an der ersten Stellen. Warum, war mir klar. Seine Macht konnte ihm genommen werden, wenn er nicht darauf acht gab. Ich jedoch war hier eingesperrt. Mich konnte er wohl kaum so schnell verlieren.
Als ich seine Händ sah, wie sie nach dem Deckel griffen, hob ich meine an und legte sie auf meinen Schoß. "Nein", antwortete ich immer noch recht emotionslos, "Mir war nicht danach."
Stumm beobachtete ich wie seine Finger leicht aber dennoch sehr direkt und sicher über die Tasten flogen. Fast schon wollte ich meine Hand anheben und sie berühren, damit ich wusste, ob es wahr war. Denn oft hörte ich Aro nicht spielen.
Er spielte nicht lange und wieder blieben die Tasten offen und stumm liegen. Mein Blick hing nun wie zuvor am Himmel auf ihnen. Tief atmete ich einmal ein und wieder aus. Es war unnütz und das wusste ich. Dennoch machte es das ganz etwas erträglicher.
Aros Hände lagen schwer auf meinen Schultern und ich legte meine Hand auf seine linke, um sie danach zu umschließen und an meine Wange zu schmiegen. Deine Laune scheint heute Abend sehr gut zu sein, stellte ich in Gedanken gezielt an meinen Geliebten fest. Es gab Tage, da ging ich ihm doch lieber aus dem Weg. Heute war es nicht so.


//Sorry, dass es so lange gedauert hat, habe eben Mittag gegessen.
Bei Sulpicias Berührung an meiner Hand, überschwemmten mich ihre Gedanken der letzten Stunden - seit ich sie das letzte mal so berührt hatte. ich genoss ihre Berührung und hörte mir ihre direkt an mich gerichteten Gedanken lächelnd an. "Ja, das ist sie heute in der Tat", teilte ich ihr immer noch leicht lächelnd mit und obwohl sie es nicht sehen konnte, da ich hinter ihr stand - hörte sie es wohl. Nach so vielen Jahrhunderten kannte man sich einfach in und auswendig und auch wenn nicht, war es nicht all zu schwer ein Lächeln an der Stimme herauszuhören.
Ich strich mit meinem Daumen über ihre Wange und hauchte wieder leise in ihr Ohr: "Worauf hast du heute noch Lust?", fragte ich sie, was äußerst selten vorkam. Eigentlich bestimmte ich, eigentlich ließ ich niemandem eine Wahl, eigentlich hatte ich aber auch nicht so gute Laune und es war meiner Meinung nach wieder Zeit meine Frau zu verwöhnen. Schließlich war ich hinsichtlich meines Weibes und der Liebe ziemlich altmodisch. Sie musste mir gehorchen, aber ich war für sie zuständig, ich musste für sie sorgen und ich wollte natürlich auch, dass es ihr gut ging. Natürlich, ich liebte sie.
Die rechte Hand verweilte immer noch auf ihrer rechten Schulter und ich fing an diese sanft zu massieren. Ich wusste, wo sie es gern hatte und vergrub meine Finger leicht kreisend in ihrem bleichen, nicht durchblutetem Fleisch. >So viel Zärtlichkeit<, dachte ich und musste ein wenig amüsiert über mich selbst lächeln.

Wieso konnte er nicht immer so sein? Wie damals, der junge charmante Mann. Wie oft vermisste ich ihn doch. Einerseits wollte ich ihm doch am liebsten alle Vorwürfe, die ich ihm machte lang und deutlich erörtern, doch würde das seiner Laune schaden. Und die wenige Zeit, die mir blieb, wollte ich nicht streiten.
Ich musste diese Zeit jetzt nutzen. Es überraschte mich, als er mit seinem Daumen an meiner Wange entlang fuhr und mich fragte, wozu ich Lust hatte. Noch mehr überraschte es mich, als er anfing meine Schulter zu massieren. Es hatte zur Folge, dass ich die steife Haltung aufgab und mich entspannte. "Wir waren lange nicht mehr zusammen in der Therme", sprach ich meine Entscheidung versteckt aus. Sie gerade heraus auszusprechen, würde ich nicht tun. Aro war der führenden Part von uns beiden. So lag es immer noch in seiner Hand, zu entscheiden, was wir zusammen taten.
Dennoch hatte ich seit Didymes Tod und damit den verschärften Sicherheitsvorschriften, öfter mein Missfallen ihm bekundet.
// Jetzt bin ich essen.


//sorry, dass du so lange warten musstest - gestern doch zu lange und heute lange Schule und danach arbeit -.-
Ich verfolgte ihre Gedanken die ganze Zeit, während ich sie berührte und natürlich auch, dass sie mit mir in die Therme wollte. Dies unterstützte ich nicht und würde ich ihr auch nie zusagen - niemals. Dennoch wollte ich ihr einen angenehmen Tag bereiten und überlegte wie ich dies machen konnte, ohne ihren indirekten Vorschlag komplett zu untermauern. Mir kam eine Idee und ich teilte ihr lächelnd mit: "Das werden wir wohl auch nicht so wie früher, jedoch habe ich da eine andere Idee", sagte ich und richtete mich wieder zur voller Größe auf, während ich meine Hände von ihr nahm. Ich ging einfach ohne ein Wort zu sagen raus und ließ Sulpicia zurück. Nach ein paar Minuten kehrte ich dann wieder zurück - nachdem ich alles geregelt hatte und blieb im Türrahmen stehen. "Steh auf", befohl ich ihr zwar, dennoch niemals so, wie ich etwas meinen Wachen befohl, sondern eher wie ihr herrischer Geliebter. "Und komm mit mir", fügte ich dann leise hinzu und früher hätte ich wohl meine Hand nach ihr ausgestreckt, doch es kam mir nicht in den Sinn... (Aber PB und das stimmt mich sehr traurig :D)
Ich wartete an der Tür auf sie um ihr ein paar vergügsame Abendstunden zu bereiten und auch wenn es ein kleines Risiko darstellte, sicherte ich es so gut ab, wie ich es nur konnte.

//Schon gut.
Plötzlich verschwand seine Nähe und ich spürte, dass er sich aufgerichtet hatte. So hob ich meinen Kopf an und sah wieder aus dem Fenster, während ich den Deckel zum zweiten Mal an diesem Tag schloss. Meine Hände ließ ich wieder einmal darauf liegen und lauschte seinen Worten. Leise seufzte ich. Man konnte es als die einzige Missbilligung sehen, die ich dem entgegen brachte. Mehr würde ich mich nicht trauen.
Aro verschwand einen Moment und ich umschloss das goldene Wappen um meinem Hals. Es war kalt in meiner Hand zu spüren.
Kurz darauf trat er wieder ein und ich sah über die Schulter zu ihm zurück. Seinem Wort gehorchte ich und stand auf. Sofort strich ich mein Kleid glatt. Ohne ein Wort folgte ich ihm. Was sollte ich denn schon sagen.



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