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RE: Vor dem Haus | Veranda | Eingang
in Haus Wilson 24.08.2014 00:23von Seth Clearwater • 4 Beiträge
Meine schweren Pfoten trugen mich lautlos über den Waldboden. Die Sonnenstrahlen fielen durch das Blätterdach über mir und warfen helle Sprenkel auf den Boden. Die Luft war feucht, hin und wieder kam eine kühle Briese auf; was mich nicht wirklich störte, denn mein Fell hielt jedem Wetter stand. Ich begann meine Schritte zu beschleunigen bis ich zu einem leichten Sprint ansetzte. Ich brauchte mir nicht vorzumachen, ich würde nie so schnell sein wie Leah oder Jake, trotzdem war ich innerhalb einer Minute wieder am Waldrand angelangt. Noch einmal schüttelte ich die Wassertropfen, welche noch vom letzten Regenschauer in den Pflanzen gehangen hatten aus meinem Fell. Mit wenig Mühe wechselte ich die Gestalt und streifte mir meine Klamotten über. Nun auf zwei Beinen laufend betrat ich den Wanderweg um nicht noch mehr aufzufallen. Die Bewohner des Reservats hielten uns sowieso schon für merkwürdig genug, auch wenn keiner von ihnen das zugeben würde.
Wie immer bestens gelaunt schlenderte ich durch die Straßen von La Push. Mit manchen Leuten die meinen Weg kreuzten tauschte ich einen freundlichen Gruß, aber ich blieb nicht stehen um mich mit ihnen zu unterhalten. Was hätte ich auch erzählen sollen? Die Wahrheit schon mal nicht, soviel war sicher. Und wenn man nicht ehrlich war konnte man auch gleich die Klappe halten. Es würde meine Mitmenschen nur verstören, wenn ich ihnen von meinem Alltag erzählen würde. Zudem würde Jacob mir die Hölle heiß machen und Leah gleich dazu. Ich war mir nicht ganz sicher vor wem von beiden ich mehr Angst haben sollte. Mögliche Szenarien gingen mir durch den Kopf, bei den Bildern musste ich Grinsen. An der nächsten Straßenecke bog ich schwungvoll ab und erstarrte gleich darauf. Auf der Veranda, des bis vor kurzen noch leerstehenden Hauses, saß eine junge Frau. Ganz langsam wich das Grinsen aus meinem Gesicht. Selbst nach all den Jahren erkannte ich sie augenblicklich wieder - wie könnte ich sie auch jemals vergessen? Sie sah noch schöner aus als ich sie in Erinnerung hatte. Wie kommt es, dass sie mit einem Mal wieder hier war? Seit wann wohnte sie wieder hier? Wie um alles in der Welt konnte ich ihre Rückkehr verpassen?
Noch immer stand ich an genau der selben Stelle und starrte zu Amber rüber. Sie hatte mich noch nicht einmal angesehen. Kaum war mir dieser Gedanke gekommen, blickte sie auf und sah mir direkt in die Augen. Plötzlich war ich wie zur Salzsäule erstarrt und der Begriff 'Bewegungsunfähig' nahm ganz neue Dimensionen an. Mit einem Mal schien mir das Atmen unendlich leichter zu fallen. Es war als würden sich in meinem Kopf hundert Schalter umlegen. Mein Herz beschleunigte seinen Rhythmus und schlug mir sprichwörtlich bis zum Halse. Eine Vielzahl von Gefühlen strömte durch mich hindurch, von welchen ich nur wenige benennen konnte - Glück, Unglauben, Liebe, Freude, Schuld.. Bei dem letzten Gedanken schluckte ich schwer. Wenn das mal nicht die Ironie des Schicksals war - ich prägte mich ausgerechnet auf das Mädchen, welcher ich vor Jahren wegen meiner Verwandlung das Herz gebrochen hatte.
Mit geschlossenen Augen atmete ich einmal kurz durch und zwang mich dann mich in Bewegung zu setzen. Schließlich konnte ich nicht den ganzen Tag dort stehen bleiben. Vor der Veranda bleib ich stehen und lächelte Amber vorsichtig an. "Hallo", gab ich äußerst geistreich von mir, wobei meine Stimme merkwürdig belegt klang. Mit einem leichten Räuspern versuchte ich das zu korrigieren. Gott, war ich neben der Spur.



RE: Vor dem Haus | Veranda | Eingang
in Haus Wilson 24.08.2014 19:28von Amber Erin Wilson (gelöscht)

Mach doch einfach das Beste aus der Situation, Schätzchen. Genau dies hatte ihr Vater gesagt. Natürlich hatte er damit recht und sie würde auch versuchen das Beste aus dieser Situation zu machen, doch war sie sich nicht ganz sicher, ob sie dies wirklich hinbekommt. Das letzte Mal war sie vor … ehrlich gesagt konnte sie nicht einmal sagen, wie lange sie nun schon nicht mehr in La Push gewesen war. Zuletzt war sie in ihrem Heimatdorf, als sie ihre Tante besucht hatten und nicht einmal da, waren sie länger als einen Tag geblieben, wobei sie dies nicht einmal als schlecht empfunden hatte. Eigentlich hatte sie nicht einmal zurück gewollt, doch ihr Vater hatte sich dies gewünscht.
Damals waren sie aus La Push weggezogen, weil ihr Vater ein Jobangebot bekommen hatte. Dieser Grund war es aber nicht gewesen, weshalb sie zurück gekommen waren. Dieses Mal gab es einen komplett anderen Hintergrund. Im letzten Jahr war ihre Mutter erkrankt und war schließlich vor einen Monat auch gestorben. Für Amber war dies eine wirklich schwere Zeit gewesen, weshalb sie auch von Miami zurück nach La Push gezogen waren. Ihre Mutter hatte sich nie in Miami wohl gefühlt, im Gegensatz zu Amber und ihrem Vater. Dort hatte sie zumindest ihn nicht mehr sehen müssen.
Seufzend ließ sie sich auf der Band neben der Haustür nieder. Ihre Mutter hätte sich dies Gewünscht. Tief in ihrem Herzen hatte ihre Mutter immer zurück nach Washington gewollt, doch weder ihr Vater, noch Amber selbst hatte zurück gewollt. Mit La Push hatte sie einfach abgeschlossen, niemals hatte sie dort zurück gewollt, dennoch waren sie wieder in dem kleinen Dorf gelandet.
Bei dem Gedanken an ihre Mutter, waren ihr sofort wieder die Tränen in die Augen geschossen. Ein Fluss von Tränen ran nun über ihr Gesicht und nur schwer konnte sie die Tränen stoppen. Alles hier Erinnerte sie an ihre Mutter, weshalb es nur schwerer für sie war. Mit dem Ärmel ihres Pullovers wusch sie sich die Tränen aus dem Gesicht und blickte schließlich auf.
Sie blickte nicht wie erwartet auf den Weg vor sich. Die Blondine hatte das Gefühl ihr Herz blieb für einen Moment stehen, als sie den jungen Mann erblickte. Es war ohne Zweifel, Seth Clearwater. Der Junge, welcher ihr vor Jahren das Herz stahl und am Ende zerschmetterte. Wieder traten ihr die Tränen in die Augen, doch dieses Mal konnte Amber sie unterdrücken. Er war großer geworden, außerdem hatte er Muskeln bekommen und verdammt, am liebsten wäre sie ihm um den Hals gefallen. Sie sollte doch eigentlich sauer auf ihn sein, jedoch machte er es ihr nicht gerade leicht und er war nicht einmal bei ihr angekommen.
Nach gefühlten Stunden, hörte er auf sie an zu starren – was ehrlich gesagt, echt schräg war – und kam auf sie zu. Hektisch richtete sie ihre Haare, doch sah sie wahrscheinlich sowie so scheußlich aus. Sie könnte wetten, dass ihr Gesicht komplett mit roten Flecken übersät war, ihre Haare in alle Richtungen Abstand und von ihren Augen wollte sie eigentlich erst gar nicht anfangen.
Es dauerte nicht wirklich lange, bis er bei ihr war. Schnell war sie auf die Beine gesprungen und richtete ihren Pullover, ehe sie zu ihm sah. Er war locker fünf Zentimeter größer wie sie, weshalb sie auch den Kopf heben musste um ihn ansehen zu können. Nach seinem Hallo, benötigte sie einige Sekunden um überhaupt zu realisieren, was er gerade zu ihr gesagt hatte. „Hey“, murmelte sie und lächelte Zaghaft. So gerne hätte sie ihm jetzt tausend Schimpfwörter an den Kopf geworfen, doch ihr Kopf war gerade so ausgestorben.




RE: Vor dem Haus | Veranda | Eingang
in Haus Wilson 26.08.2014 00:47von Seth Clearwater • 4 Beiträge
Knapp sechs Jahre waren vergangen seit ich Amber das letzte Mal gesehen hatte. Bereits seit Jahren hatte ich die Hoffnung aufgegeben sie jemals wieder zu sehen. Und jetzt, mit einem Mal, war sie einfach wieder da. Verzweifelt versuchte ich meine Gedanken zuordnen, doch dies wollte mir nicht so recht gelingen. Sie fing an durch ihre Haare zu streichen, bei dieser Geste musste ich beinahe lächeln. Schon früher hatte sie so etwas gemacht wenn sie nervös war. War sie etwa wegen mir so nervös? Oder hatte ihre Nervosität einen anderen Hintergrund? Vielleicht war sie mit ihrer Familie nur hier um das Haus zu verkaufen? Kurz ließ ich meinen Blick durch den Garten und über die Fenster schweifen - kein 'Zu Verkaufen'-Schild zusehen. Erleichtert atmete ich durch. Doch jetzt schossen mir unzählige andere Möglichkeiten durch den Kopf, weswegen sie hier sein könnte.
Erst als ich mich in Bewegung setzte verschwand der Nebel aus Gedanken aus meinem Kopf. Eine Ruhe erfüllte mich, welche ich vorher nicht kannte. Kaum hatte ich Amber jedoch genauer angesehen, war es mit dieser Ruhe auch schon wieder vorbei. Besorgt machte ich noch einen Schritt auf sie zu und stand nun genau vor ihr. Mein erster Impuls war, ihr die Tränen aus dem Gesicht zu wischen und sie in meine Arme zu ziehen, doch ich hielt mich zurück, einfach weil es dafür viel zu früh war. "Was ist passiert, Amber? Was ist los? Wie kommt es, dass ihr wieder hier seid?" Meine Stimme klang genauso besorgt wie erwartet. Erst dachte ich, ich wäre auf alles vorbereitet, doch Pustekuchen! Plötzlich füllten Ambers Augen sich erneut mit Tränen. Diesmal gelang es ihr nicht diese zu unterdrücken. Auf meine Stirn traten tiefe Furchen, wie immer wenn ich mir über etwas Gedanken machte.
Ganz langsam ergriff ich Ambers Hand und führte sie zurück zu der Bank. Sachte aber gleichzeitig bestimmend drückte ich sie auf die Sitzfläche. Ich ließ mich neben ihr nieder, dabei hielt ich noch immer ihre Hand. Wieder durchströmten mich die Gefühle - Verwirrung, Schuld, Verzweiflung... Wut! Was war, wenn jemand ihr wehgetan hatte und ich nicht da gewesen war um sie zu beschützen? Könnte ich mir das jemals verzeihen? "Bitte beruhige dich, Amber. Ganz ruhig!", sprach ich beruhigend. Während ich sprach zeichnete ich gedankenverloren wahllose Muster auf ihren Handrücken. Immer wieder murmelte ich beruhigende Worte und wartete bis sie wieder einigermaßen gefasst war. "Möchtest du mir nicht erzählen, was passiert ist?", fragte ich leise. Wie immer faszinierte mich die Farbe ihrer Augen, sie besaßen eine ganz eigene Nuance. Erst jetzt fiel mir auf, wie nah wir beieinander saßen, doch auch dieses Detail war schnell vergessen. Denn nun begann Amber zu sprechen. Ihre Stimme klang belegt und zitterte ganz leicht. Niemals hätte ich mit dem gerechnet, was sie mir nun erzählte.



RE: Vor dem Haus | Veranda | Eingang
in Haus Wilson 26.08.2014 14:32von Amber Erin Wilson (gelöscht)

Sie hatte sich immer gefragt, warum sie das Haus nie verkauft hatten, doch jetzt wusste sie es. Ihre Mutter hatte immer hier zurück gewollt, dennoch hatte sie es eingesehen, dass Amber in Miami einfach bessere Chancen hatte. Schon immer hatte sie davon geträumt, bekannte Fotografin zu werden. Noch gut konnte sie sich daran erinnern, wie sie erste Kamera bekommen hatte. Monate war sie nur mit der Kamera herum gerannt, was natürlich Seth ziemlich genervt hatte, wobei ihr dies immer egal gewesen war. Sie liebte das Fotografieren einfach.
Nervös war schon gar nicht mehr der richtige Ausdruck, für das was sie im Moment wirklich war. Außerdem hasste sie diese Angewohnheit. Immer wenn sie nervös war, fummelte sie in ihren Haaren herum und dies tat sie schon seit Jahren. Eigentlich war sie kein Schüchterner Mensch, im Gegenteil, seid dem sie nicht mehr in La Push lebte hatte sie sich ziemlich verändert. Zum positiven, dies hoffte sie zumindest. Sie bemerkte wie er näher an sie heran trat und sofort ging sie einen Schritt zurück, sie wollte nicht, dass er ihr zu nahe kam. Er hatte ihr einmal das Herz gebrochen und einmal, war einmal zu viel. Im nächsten Moment vernahm sie seine Worte und sofort kamen ihr wieder die Tränen. Verdammt. Sie wollte nicht vor ihm weinen, doch dies Mal konnte sie ihre Tränen nicht verkneifen.
Amber spürte, wie er ihre Hand ergriff und ließ sich einfach von ihm zu der Bank führen. Ihr Kopf war schon wieder wie leer gefegt und ihre Tränen liefen einfach. Sie wusste nicht wirklich warum, aber seine Stimme beruhigte sie. Sie atmete tief ein und aus und spürte, wie er Muster auf ihrer Hand malte. Ein kleines Lächeln huschte auf ihr Gesicht, welches jedoch, nach seiner Frage sofort wieder verschwand. Ihre Tränen hatten inzwischen aufgehört zu laufen und sie atmete tief ein und aus. „Meine Mum, sie ist Tod“, antwortete sie ihm mit leiser und zittriger Stimme. „Deswegen sind wir wieder hier“, erklärte sie ihm weiter, entzog ihm ihre Hand und rutschte ein Stück zur Seite. Er war ihr eindeutig zu nahe gekommen.
@Seth Clearwater




RE: Vor dem Haus | Veranda | Eingang
in Haus Wilson 26.08.2014 23:05von Seth Clearwater • 4 Beiträge
Regelmäßig war ich an diesem Haus vorbei gegangen und hatte nachgesehen, ob irgendwo ein Schild angebracht wurde, welches den Verkauf verkündete. Jedesmal wenn ich kein Schild sah, keimte ein wenig Hoffnung in mir auf, dass ich Amber vielleicht irgendwann noch einmal zu Gesicht bekommen würde. Ich hatte mir immer vorgestellt, wie ich sie wiedersehen würde, wie ich sie aus der Ferne beobachten würde. Nie hätte ich mir träumen lassen, dass ich mich auf sie Prägen würde. Obwohl diese Tatsache einiges erklärte, zum Beispiel weshalb ich sie all die Jahre nicht aus meinem Kopf bekommen hatte. Doch leider machte es die jetzige auch nicht leichter.
Sofort bemerkte ich den kleiner Schritt, welchen sie zurück trat. Augenblicklich hatte ich meine Bewegungen gestoppt. Einmal mehr ermahnte ich mich vorsichtig zu sein. Es war zu viel passiert, als das ich irgendwas überstürzen konnte. Die letzten Jahre hatten uns wohl beide ziemlich verändert. Wenn sie herausfand wie sehr ich mich verändert hatte, wie würde sie reagieren? Ich mochte es mir gar nicht vorstellen! Viel zu viele Möglichkeiten standen in der Beziehung aus. Schade eigentlich, dass Alice meine Zukunft nicht voraussagen konnte. Manchmal war das wohl doch ganz praktisch. Doch wie es aussah musste ich ab jetzt einfach hoffen und beten.
Alles was ich tat, jede Berührung, jedes Wort war eher unbewusst. Ich tat das, was mir als erstes in den Sinn kam - okay, das tat ich sonst eigentlich auch, aber jetzt war es irgendwie anders. Schließlich hatte sich in meinem Leben gerade alles grundlegend verändert! Amber war jetzt der Mittelpunkt meines Lebens und egal was passieren würde, ich würde sie immer beschützen. Nur erwies sich das als gar nicht so einfach, denn wie beschützt man jemanden vor etwas was schon geschehen war? Auf Ambers Worte war ich in keinster Weise vorbereitet. "Amber, es tut mir so leid!", sagte ich leise zu ihr und schaute sie weiterhin an. Ohne es verhindern zu können, tauchte in meinem Kopf das Bild meines Vaters auf. Der Abend bevor Amber gegangen war, war der Tag der alles verändert hatte. Ich wusste nicht, ob sie vom Tod meines Vaters gehört hatte, aber das spielte auch keine Rolle. Jetzt zählte nur noch sie! Es hörte sich so banal an, doch so war es nun einmal. Noch immer stand die Traurigkeit in ihrem Gesicht. "Möchtest du darüber reden?", fragte ich vorsichtig. Ich hatte nicht über den Tod meines Vaters geredet, das war auch gar nicht nötig gewesen. Zu dem Zeitpunkt wussten die Jungs schon über alles Bescheid, was in meinem Kopf vor sich ging. Sie halfen mir auf eine ganz eigene Art durch diese Zeit. Blieb nur zu hoffen, dass ich Amber jetzt genauso helfen konnte, vorausgesetzt sie ließ dies zu.




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